Die französische Komponistin Cécile Louise Chaminade wurde am 8. August 1857 (oder 1861?) als drittes von vier Kindern einer wohlhabenden Familie in Paris geboren. Ihre musikalische Begabung wurde früh gefördert, zunächst durch ihre Mutter, die ihr den ersten Klavierunterricht erteilte. Georges Bizet, Nachbar und Freund der Familie, dem die Achtjährige eine eigene Komposition vorspielte, zeigte sich von ihrem musikalischen Talent beeindruckt und setzte sich für das junge Wunderkind ein. Cécile erhielt Privatunterricht bei renommierten Lehrern des berühmten Pariser Conservatoire: Klavierunterricht bei Félix Le Couppey, Studien in Kontrapunkt und Harmonielehre bei Augustin Savard und Antoine Marmontel. In Komposition unterrichtete sie der acht Jahre ältere französische Komponist Benjamin Godard und Violinstunden erteilte ihr der belgische Violinvirtuose Martin Marsick.
Knapp zwanzigjährig debütierte Cécile Chaminade in Paris erfolgreich als Pianistin, bereits acht Jahre zuvor war ihr Opus 1, „Deux Mazurkas“ im Druck erschienen. Ab 1880 begann sie sich verstärkt dem Komponieren zu widmen. Das erste veröffentlichte Kammermusikwerk erschien 1881, das Klaviertrio Op. 11. Im gleichen Jahr entstand ihr erstes symphonisches Werk, die ihrem Lehrer Benjamin Godard gewidmete viersätzige „Suite d’Orchestre Nr. 1, Op. 20.
Es folgten Konzertreisen, die Cécile Chaminade im In- und Ausland bekannt machten: In den 1890er Jahren durch weite Teile Europas, 1892 debütierte sie erfolgreich in London, wo sie eigene Werke vortrug.
Im Herbst 1908 gab die inzwischen international berühmte Künstlerin in den Vereinigten Staaten Konzerte in zwölf verschiedenen Städten und spielte vor vollen Sälen. Chaminade-Clubs wurden gegründet, ihre Mitglieder feierten die Künstlerin stürmisch – u.a. zeugen Postkarten mit ihrem Portrait von der großen Popularität und Beliebtheit der Komponistin und Pianistin. Ihre Kompositionen wurden gedruckt und erschienen zum Teil in hohen und immer wieder neuen Auflagen. Cécile Chaminade zählt zu den am häufigsten verlegten Komponistinnen überhaupt. Eine beispiellose Karriere einer außerordentlich erfolgreichen Musikerin.
1913 erhielt Cécile Chaminade die höchste Auszeichnung – sie wurde als erste französische Komponistin Mitglied der Ehrenlegion (Légion d’Honneur). Dann begann der Erste Weltkrieg. Als Leiterin eines Genesungsheimes an der Côte d’Azur kümmerte sich Cécile Chaminade in den folgenden Jahren um verwundete Soldaten. Allmählich ließen ihre musikalischen Aktivitäten auch aus Alters- und Krankheitsgründen nach. 1925 zog sie sich gänzlich in ihre Villa am Meer in Tamaris bei Toulon zurück. Zehn Jahre später verlegte sie ihren Wohnsitz nach Monte Carlo, wo sie ihren Lebensabend verbrachte und am 13. April 1944 – Zeitungsmeldungen zufolge mit 83 (?) Jahren – verstarb.
Etwa 400 Kompositionen sind von Cécile Chaminade überliefert. Den zahlenmäßig größten Platz nehmen dabei ihre Klavierwerke und Lieder ein. Außerdem schrieb sie Kammermusik für verschiedene instrumentale Besetzungen, Werke für Orchester und Orchester mit Chor, Solokonzerte und eine Oper. Nach ihrem Tod gerieten die Komponistin und ihr Werk – von der Kritik bisweilen abwertend als „Salonmusik“ beurteilt – weitestgehend in Vergessenheit. Ihr jüdischer Verleger Edition Enoch wurde im Zweiten Weltkrieg liquidiert, danach waren die meisten ihrer Kompositionen vergriffen und nicht mehr erhältlich. Erfreulicherweise erfährt Cécile Chaminade und ihre Musik seit einigen Jahrzehnten wieder vermehrt Aufmerksamkeit. Viele ihrer Kompositionen liegen in Neuauflagen wieder vor, von ihren Hauptwerken wurden ausgezeichnete Musik-Aufnahmen veröffentlicht.