Karl Michael Komma
Karl Michael Komma wurde am Heiligen Abend des Jahres 1913 im böhmischen Asch geboren. Die Eltern interessierten sich für Kunst und Musik, und der Großvater Eduard Adler verstand es mit seinem Klavierunterricht, in dem kindlichen Talent Verständnis für die Geheimnisse des Musizierens zu wecken: Mit fünf Jahren saß Karl Michael bereits am Klavier, bald darauf übte er sich auf der Geige, und mit acht Jahren verschaffte er sich das nötige Papier, um seine ersten eigenen Schöpfungen zu notieren. Als Zehnjähriger entdeckte er schließlich die Orgel für sich.
Nach dem Abitur (1932) wurde er an der Deutschen Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Prag Schüler von Fidelio F. Finke (Komposition), Franz Langer (Klavier) und Georg Szell (Dirigieren), während er an der dortigen Deutschen Universität Anglistik und Musikwissenschaft studierte. Zwei Jahre später ging er zur Vertiefung der theoretischen Kenntnisse nach Heidelberg, wo ihn Heinrich Besseler und Wolfgang Fortner (Tonsatz) unterwiesen. Mehr beeindruckten ihn allerdings Max Reger und der junge Paul Hindemith – und nachdem er 1936 mit der Dissertation Johann Zach und die tschechischen Musiker im deutschen Umbruch des 18. Jahrhunderts seinen »Dr. phil.« erworben hatte, wandte er sich wieder dem musikalischen Spiel zu: Die Münchner Uraufführung seines Concertino für Cembalo, Flöte und Streicher 1938 kommentierte ein Rezensent mit den Worten »Aus dem Komma wird ein Rufzeichen werden!«
Der Einberufung entging Komma aufgrund gesundheitlicher Probleme. So konnte er von 1940 – dem Jahr seiner Vermählung – bis zur Vertreibung aus dem Sudetenland die Leitung der Franz‑Schubert‑Musikschule von Reichenberg übernehmen. Mit seiner Frau Lotte sowie den Töchtern Sibylle und Barbara kam er nach dem Ende des Krieges nach Wallerstein bei Nördlingen, wo der Sohn Michael geboren wurde.
Ein Lehrauftrag für Musik am Progymnasium von Bopfingen sowie eine Fülle an Vorträgen und Konzerten schlossen sich an, bevor Karl Michael Komma 1954 an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nach Stuttgart berufen wurde und mit seiner Familie nach Reutlingen übersiedelte. 1960 folgte dem Lehrauftrag eine Professur für Komposition, Theorie und Musikgeschichte. »Du sollst nie vergessen, daß du für Menschen komponierst« lautete die Maxime, an die sich Karl Michael Komma stets gehalten hat.
Nach der Emeritierung (1978) war Komma noch bis 1988 in Stuttgart als Lehrbeauftragter für Kirchenmusikgeschichte tätig. Daneben hatte er sich in seiner Wahlheimat Reutlingen längst um das ehemalige Schwäbische Symphonieorchester verdient gemacht, das durch seine Anregungen als Württembergische Philharmonie weit über die Grenzen der Region hinaus von sich reden machte. Ferner initiierte er eine Gesellschaft der Musikfreunde sowie die Reihe Musica nova, deren Geschicke er zwei Jahrzehnte führte.
Als Karl Michael Komma am 23. September 2012 in Memmingen starb, war er beinahe 99 Jahre alt. Er hinterließ ein vielschichtiges musikalisches Œuvre, in dem allein rund zwei Dutzend Kompositionen für Klavier solo, mehr als dreißig Orgelwerke, siebzig Kammermusiken, eine große Zahl an Gesängen und Liedzyklen sowie um die dreißig symphonische beziehungsweise konzertante Partituren zu finden sind – nicht zuletzt der Tanz des großen Friedens, mit dem der Künstler 1993 in die Fußstapfen des berühmten Kollegen Richard Strauss trat: Nach diesem nämlich war er der erste deutsche Komponist, der vom japanischen Kaiserhaus mit einem Auftrag bedacht wurde.