Komponist / Autor: Niccolò Paganini (1782 – 1840)
Bearbeiter: Xaver Paul Thoma (geb. 1953)
Titel: Paganini mit der Bratsche op. 198 A/B (xpt)
Besetzung: Viola principale, Violine, Violoncello und Gitarre
Vorwort: Xaver Paul Thoma
Ausgabe Art: Partitur und Stimmen
Ausgabe: Erstausgabe / First Edition
Schwierigkeit: schwer- leicht
Veröffentlicht: 11.2021
Seitenzahl / Format: 40 S. (Partitur) / 23,1x 30,3 cm / geheftet
Sprache: deutsch
Verlag: IKURO Edition
Bestell-Nr.: IKURO 210705
26,00 € *
* inkl. gesetzlicher MwSt.
Falls dies nicht möglich ist, helfen wir Ihnen gerne weiter: bitte senden Sie uns eine Email an info@ikuro.de
Die Euro-Preise sind feste Ladenpreise und verbindlich in Deutschland.
Bestell-Nr.: IKURO 210705 | 26,00 € inkl. gesetzlicher MwSt.
PAGANINI MIT DER BRATSCHE
Vorgeschichte und Entstehung dieser Paganini-Bearbeitung
Ein Zufall? Ganz sicher. Aber 1982 habe ich nicht geahnt, dass für das Jahr 2021 ein Zusammentreffen mit dem ungarischen Bratschisten Vidor Nagy und der »Sonata per la Grand‘ Viola und Orchester« von Niccolò Paganini schon vorprogrammiert war.
1982 gab es in Stuttgart ein Bratschenfestival über mehrere Tage, zu dem ich aus Norddeutschland angereist war, da zwei meiner Werke in Stuttgart zur Aufführung kommen sollten. Außerdem fand ein Sinfoniekonzert des Staatsorchesters in der Stuttgarter Liederhalle statt. Auf dem Programm stand die erst kurze Zeit vorher von Ulrich Drüner wiederveröffentlichte Paganini-Sonate für Viola und Orchester, die ich mit großem Interesse hörte. Solist war Vidor Nagy, der Dirigent war Dennis Russel Davies.
Viele Jahre später, im Sommer 2021, erreichte mich ein Telefonanruf des Bratschisten Vidor Nagy: Er würde gerne eben diese Paganini-Sonate (komponiert 1834 in London) wieder des Öfteren aufführen – allerdings ohne Begleitung durch ein großbesetztes Orchester. Ob ich mir vorstellen könnte, die Orchesterbegleitung (original mit Holz- und Blechbläsern, Streichern und Schlagwerk) für eine kleinere, kammermusikalische Besetzung, einzurichten?
Eine Bearbeitung für Streichorchester erschien mir dabei nicht reizvoll – die Streicher-Klangfarben in Verbindung mit der Solo-Bratsche erscheinen zu gleichförmig im Vergleich zur originalen Kompositionsweise des Paganini-Werkes. So kam mir die Kombination mit einem originalen Kammermusikwerk von Niccolò Paganini in den Sinn. Es gibt von Paganini 15 Quartette für die Besetzung »Violine, Viola, Violoncello und Gitarre«. Und im letzten, dem 15. Quartett in a-Moll, hat Paganini die Führung in die »Viola principale« gelegt – dies hat mich auf die Idee gebracht, die »Sonate« zu einem Kammermusikwerk in eben dieser Besetzung umzuformen.
Die originale Solostimme ist unverändert beibehalten. Als Vorlage diente die 1974 im Schott-Verlag im Druck erschienene Erstausgabe. Zu verdanken hat die Bratschisten-Welt diese Entdeckung und Veröffentlichung Ulrich Drüner, selbst Bratschist, aber auch Musikwissenschaftler, Buchautor und Betreiber eines Musik- Antiquariats. Als weitere Quellen standen mir Kopien der Handschriften des Komponisten zur Verfügung: Die Orchesterpartitur, eine separate Solostimme, sowie eine in den Orchestersatz integrierte Gitarrenstimme.
Mein Bestreben war es vor allem, das Werk zu einem kammermusikalischen Quartettsatz einzurichten, sodass ich da und dort eigenständige Wendungen hinzugefügt habe – immer auf Basis des Originals. Auch einige nachträglich geäußerte Wünsche des Auftraggebers Vidor Nagy zu kleinen Änderungen, flossen in einigen Takten in die nun vorliegende, gedruckte Version.
Wie schon erwähnt, ist dem Part der »Viola principale« meiner Quartett-Version unverändert die von Ulrich Drüner 1974 erstmals gedruckte Veröffentlichung zugrunde gelegt.
Für Hinweise auf die technische Ausführbarkeit einiger Passagen in der Viola- Stimme möchte ich – mit Erlaubnis des Autors – ein Zitat aus dem ausführlichen Vorwort Ulrich Drüners von 1974 einfügen:
»Da diese ‚Sonata‘ hier zum ersten Mal veröffentlicht wird, habe ich auf einen reinen Urtext Wert gelegt. Zusätze sind deshalb nur äußerst sparsam beigefügt. Da eine ‚technische Einrichtung‘ mit einem Urtext kaum zu vereinen ist, muß dies dem Spieler überlassen bleiben. Dies bezieht sich vor allem auf die Bogenstriche und das ‚Zurechtlegen‘ der extrem hohen Lagen, welche in den meisten Fällen durch Flageoletts (Harmoniques) gelöst werden müssen. Die eigentlich unsinnige Notationsweise im Minore (Hochoktavierung im Altschlüssel) scheint mir zu beweisen, daß einige 8va-Vorschriften zumindest erst später hinzugefügt wurden. Da manche Stellen auf einer normalen Bratsche ohnedies nicht besonders gut klingen, sollte man diese 8va-Zeichen nicht als unbedingt bindend, sondern eher als Vorschläge betrachten. Technische Veranlagung des Spielers und Klangqualität des Instruments sollten über die zu wählende Lage dieser Stellen entscheiden.«
[Ulrich Drüner]
Um die Möglichkeit zu einem stimmigen, reinen Paganini-Programm zu bekommen, habe ich noch das »Cantabile« (von Paganini für Violine und Klavier komponiert) für diese spezielle Quartett-Besetzung eingerichtet.
Xaver Paul Thoma, Kirchheim/Teck, im Oktober 2021
Xaver Paul Thoma *1953 in Haslach im Kinzigtal
Mit fünf Jahren erhielt er den ersten Violinunterricht bei seinem Großvater Karl Thoma, mit zwölf Jahren unternahm er die ersten Kompositionsversuche.
1968 begann er sein Musikstudium in Karlsruhe; sein Violin- und Violalehrer war zunächst Albert Dietrich und später Jörg-Wolfgang Jahn. Musiktheoretische Studien erfolgten bei Roland Weber und Eugen Werner Velte.
Intensives Streichquartettspiel als Bratschist im Wahlquartett (1972 – 1980).
Zunächst festes Mitglied eines Opernorchesters (1973 – 1977, Badische Staatskapelle Karlsruhe), und seit 1977 Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters, begann 1977 seine freie Tätigkeit als Bratschist, Pädagoge, und vor allem als Komponist.
In Anerkennung seiner kompositorischen Arbeit wurde ihm 1983 das Niedersächsische Künstlerstipendium und 1984 das Niedersächsische Arbeitsstipendium verliehen. Das Letztere für die Komposition des Bratschenkonzerts opus 34 (xpt).
Nach Jahren der freien Mitarbeit in Orchestern von Hannover, Hamburg und Bremen lebt der Komponist heute in Kirchheim unter Teck, und ist als Bratschist Mitglied des Staatsorchesters Stuttgart.
Im Jahre 2015 umfasst das Werkverzeichnis von Xaver Paul Thoma über einhundertachtzig Werknummern: Kammermusik, Vokalmusik, Orchesterwerke, Instrumental-Konzerte und einige musiktheatralische Werke, zum Beispiel die Oper „Draussen vor der Tür“ nach Wolfgang Borchert (UA 1994 – 1996 in Hannover, Neuinszenierung in Leipzig 1995 – 1998), sowie das abendfüllende Ballett „Kafka“, UA 1997 Staatsoper Hannover.
Neben vielen anderen Auftragswerken – zum Beispiel für Dresden, Freiburg, Augsburg – erhielt Xaver Paul Thoma zur 400-Jahrfeier des Württembergischen Staatsorchesters Stuttgart zwei Aufträge: die Hölderlin-Fragmente (UA 1994 mit Wolfgang Bünten, Tenor – Michael Gielen als Dirigent) und das Joachim Schall gewidmete Violinkonzert „…wie ein zerrissen Saitenspiel“, dessen UA unter dem Dirigat von Philippe Auguin 1995 stattfand.
Nach der Beschäftigung mit Franz Kafka (Ballett 1997) entsteht über zehn Jahre später mit dem Opernprojekt „Milena“ ein weiteres Werk, das inhaltlich eng mit der Person Franz Kafkas verbunden ist.
In letzter Zeit entstanden zwei Kammermusikwerke für den Oboisten Ivan Danko (Musik für Oboe, Viola und Klavier Op. 167 xpt und Trio Nr. 2 für Oboe, Viola und Violoncello Opus 174 xpt). Eine neue Transkription beschäftigte sich mit Robert Schumann und dessen Auseinandersetzung mit Joh. Seb. Bach (6 Fugen über B.A.C.H. für Pedalflügel op. 60). Die doppelchörig gestaltete Partitur (Opus 176 xpt) ist für neun Streichinstrumente gesetzt (zwei Streichquartette mit Kontrabass).
Nach einer Sinfonietta für großes Kammerensemble (Opus 177 xpt) entstanden für den Cellisten Francis Gouton im Jahre 2014 das 2. Konzert für Violoncello und großes Orchester (Op. 178 xpt, UA 18./19.1.2015, Liederhalle Stuttgart) und im Jahre 2015 als kammermusikalischer Nachklang das Solostück „Herbst, Schatten, Erinnerung, Stille“ (Op. 181 xpt, UA 3.12.2015, MuHo Trossingen), das in seinem Beginn die Atmosphäre der verklingenden Schlusstakte des Cellokonzertes in Erinnerung ruft. 2017/18 entstand als Kompositionsauftrag der Staatsoper Stuttgart „425 Jahre Staatsorchester Stuttgart“ die III. Kammersymphonie Op. 186 (xpt) für 18 SpielerInnen.
Ihre Uraufführung fand am 23. Mai 2018 im der Liederhalle Stuttgart statt.
Stand: Januar 2022