Walter Wachsmuth
Walter Wachsmuth wurde als einziges Kind des Bäckermeisters Paul Wachsmuth und dessen Ehefrau Marie in Königsberg/Ostpr. (heute: Kaliningrad/Russland) geboren – und siedelte schon kurz nach seiner Geburt und dem Tod seines Vaters gemeinsam mit der Mutter nach Braunschweig über.
Das musikalische Talent des aus einfachen Verhältnissen stammenden Wachsmuth wurde früh entdeckt und gefördert. Ein Stipendium der Georg Westermann’schen Stiftung erlaubte eine qualifizierte musikalische Ausbildung am Stern‘schen Konservatorium in Berlin von 1899 bis 1905 – mit Unterricht bei Gustav Hollaender und Joseph Joachim, der zeitweise enge persönliche und berufliche Kontakte zu Johannes Brahms, Robert und Clara Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Max Bruch unterhielt.
Von 1907 bis 1947 war Walter Wachsmuth als Violinist und später als stellvertretender Konzertmeister Mitglied der Herzoglichen Hofkapelle, später der Braunschweiger Staatstheaterkapelle. Daneben unterrichtete er an verschiedenen Berliner und Braunschweiger Konservatorien als sogenannter Hauptlehrer das Violinspiel (Böhmert’s Konserv. der Musik in Berlin-Pankow, Plock, Wegmann, Ottmer in Braunschweig).
Von 1909-1917 leitete Walter Wachsmuth ein festes Streichtrio, das 1917 einmündete in ein nach ihm benanntes Streichquartett („Wachsmuth-Quartett“). Von 1917 bis 1928 veranstaltete Wachsmuth regelmäßige Kammermusik-Konzerte im Rahmen der von ihm so bezeichneten Konzertreihe „Musikalische Erbauungsstunden“ – und zwar jährlich zehnmal jeweils am späteren Sonntagvormittag mit musikthematisch ausgewählten Schwerpunkten, und in Anwesenheit von berühmten Komponisten wie Arnold Schönberg, Paul Hindemith, Max Reger und anderen. Daneben schuf Wachsmuth eine Vielzahl von spätromantischen und schon in die Moderne weisende Kompositionen der Kammermusik insbesondere für Streicher und für instrumental begleiteten Liedgesang, der Salonmusik Belle Époque mit kleinem Orchesterensemble sowie der Sinfonieorchestermusik mit Violinkonzerten u.a..
Begegnungen
Die rege Konzert- und Kompositionstätigkeit von Walter Wachsmuth führte ferner zu zahlreichen Kontakten und Begegnungen mit anderen Musikerpersönlichkeiten jener Zeit, die ihn inspiriert haben. So konzertierte Wachsmuth am 6. April 1908 als Geigenvirtuose gemeinsam mit Max Reger am Klavier dessen „Suite im alten Stil“, op. 93. Gemeinsam musiziert wurde auch mit Paul Hindemith, der sich 1925 zu gemeinsamen Proben und Darbietungen mit der Staatstheaterkapelle in Braunschweig aufhielt. Persönliche Begegnungen, Kontakte und Briefwechsel gab es ferner mit Arnold Schönberg, Leo Blech und Anton Beer-Walbrunn – aber auch mit heute nur noch weniger bekannten Künstlern wie Max Scheunemann, Edgar Wollgandt, Schwiegersohn von Arthur Nikisch, Paul Graener, Hans Sommer, Schüler von Franz Liszt und befreundet mit Richard Strauss, oder Rudolf Hartung.
Die Naturverbundenheit von Wachsmuth insbesondere zu Küstenlandschaften der Ostsee und Mittelgebirgszügen wie dem Harz und dem Schwarzwald findet klanglichen Eingang und Ausdruck in zahlreichen Kompositionen wie beispielsweise seinen sinfonischen Werken Am Quell (1937), oder Träumerei am Meer (1938) und Waldmärchen (Andante f. Violine und Klavier, 1935).
Walter Wachsmuth verstarb kurz vor seinem 82. Geburtstag – mit seiner geliebten Zigarre in der Hand. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Zentralfriedhof in Braunschweig.
Auf Initiative der Familie von Walter Wachsmuth erscheint das kompositorische Werk ab dem 50. Todesjahr 2014 in kritischen und revidierten Neu- und Erstausgaben.
Das kompositorische Schaffen des Violinvirtuosen und Komponisten Walter Wachsmuth umfasst Liedgesang, Kammermusik und Charakterstücke, Salonmusik und Sinfonische Werke.