Komponist / Autor: Xaver Paul Thoma (geb. 1953)
Titel: Streichsextett opus 130 (xpt) (Partitur)
Besetzung: wei Violinen, zwei Violen, 2 Violoncelli
Widmung: Asperger Kammersolisten
Vorwort: Xaver Paul Thoma
Ausgabe Art: Partitur
Stimmen Ausgabe Art: Jede Stimme enthält eine zusätzliche Stichnotenzeile. Damit ist ein fast partiturmäßiges Lesen möglich.
Ausgabe: Erstausgabe / First Edition / Printed in Germany
Stimmensatz: Die Stimmen sind gesondert erhältlich unter: IKURO 06062
UA: Asperg, am 14. Juni 2003 – Asperger Kammersolisten
Dauer: ca. 30 Min.
Schwierigkeit: mittel – schwer
Veröffentlicht: 2003
Seitenzahl / Format: 68 S / 23,1x 30,3 cm / geheftet
Sprache: deutsch
Verlag: IKURO Edition
Partitur Bestell-Nr.: IKURO 06061 (18,00 €*)
Stimmensatz Bestell-Nr.: IKURO 06062 (28,00 €*)
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XAVER PAUL THOMA / WERKNOTIZEN
Die Partiturniederschrift liegt im Zeitraum Oktober 2002 bis Mai 2003.
Wenn man es genau nimmt, liegt der Arbeitsbeginn zum Streichsextett aber schon im Jahre 1998. Es existiert ein Notenblatt mit einigen Takten Musik für zwei Violinen, zwei Bratschen und zwei Violoncelli. Diese Musik ist in etwas geänderter Form in den Ersten Satz „INTRODUKTION“ eingeflossen.
Gerade überlege ich, was ich über das Werk offen legen kann oder soll – was nützt dem Hörer zum besseren Verständnis? Etwa, dass der Erste Satz „Introduktion“ nahtlos in den zweiten Satz übergeht? Oder dass dieser erste Satz in mehreren Anläufen gar nicht zielstrebig sich einen Weg sucht, nein, gleich mehrere Wege geben die Möglichkeit nach verschiedenen Richtungen, bis der Hörer sich plötzlich an einem Ort wiederfindet, der nur noch eine Richtung zulässt; gleichzeitig Rückwege abschneidet und das Tor öffnet in eine Klanglandschaft, die Träume aus der Vergangenheit wiederholt und sie vermischt mit einer etwas schrofferen Gegenwart. Dieses Tor zum Zweiten Satz (gleichzeitig der Beginn) ist überschrieben mit dem Wort „zerklüftet“, die Klanglandschaft nennt sich SCHERZO TENEBROSO, und der Vergangenheitstraum zitiert aus einem a cappella Chor „Am Abend“ aus den Jahre 1969. Klänge, die ursprünglich für menschliche Stimmen gedacht waren, fließen in einen instrumentalen Kontext.
TENEBROSO (aus den Spanischen) ist ein Wort, das, spricht man es vor sich hin, viel Musik, eben auch Klang in sich birgt. Die Bedeutung „finster, dunkel“ beinhaltet ebenso Geheimnisvolles. Am besten erklärt das Gedicht von Joseph v. Eichendorff (1788-1857) die Stimmung, an die sich der jetzt 50jährige Komponist erinnert, als er mit 17 Jahren das Gedicht vertonte.
Der Abend
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewusst,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
33 Jahre später mischen sich herbere Töne in meine Musik, bedingt durch Erlebnisse, aber auch durch Ereignisse, die täglich von Außen in mein Leben dringen. Gelesen, gehört oder gesehen, aus der Ferne oder Nähe.
Jede Komposition hat gezwungenermaßen einen Anfang und ein Ende. Das bedingt die Notation, und die Beschränkung auf eine gewisse Zeit-Dauer des Erklingens. Für mein persönliches Komponistenleben fühle ich sicher, dass ich nur ein einziges riesiges Musikstück schreibe, sozusagen wie in einem Bergwerk oder Steinbruch. Mit jeder neuen Partitur kann ich einen Teil ernten und einer neuen Form oder Bestimmung zuführen.
Ich kann auch sagen, jede Komposition hinterlässt offene Fragen, die im Folgenden auf eine Lösung warten; aber immer wieder gibt es Neues, das offen bleibt.
Rückgriffe und Verschränkungen innerhalb der Stücke sind die Konsequenz.
Deshalb gibt es im Dritten Satz des Sextetts, „ADAGIO“ überschrieben, Entwicklungen, die ihren Ursprung in der „INTRODUKTION“ haben, ja sogar wie eine Klammer in den Vierten Satz reichen.
Dieses „Finale“ ist ENIGMA überschrieben, und das Tonmaterial ist unter anderem aus den Namen der Interpreten festgelegt: den Interpreten, denen die Komposition gewidmet ist.
Kirchheim/Teck, 3. Juni 2003
Xaver Paul Thoma
Die Uraufführung des Streichsextetts von Xaver Paul Thoma
fand in Asperg am 14. Juni 2003 in einem Konzert zum 50. Geburtstag des Komponisten statt und wurde außerdem als Livemitschnitt auf CD veröffentlicht.
Ausführende waren die Asperger Kammersolisten denen das Werk gewidmet ist: Roland Heuer und Ikuko Nishida-Heuer Violine, Friederike Baltin und Axel Breuch Bratsche, Jan Pas und Joachim Hess Violoncello.
Mit fünf Jahren erhielt er den ersten Violinunterricht bei seinem Großvater Karl Thoma, mit zwölf Jahren unternahm er die ersten Kompositionsversuche.
1968 begann er sein Musikstudium in Karlsruhe; sein Violin- und Violalehrer war zunächst Albert Dietrich und später Jörg-Wolfgang Jahn. Musiktheoretische Studien erfolgten bei Roland Weber und Eugen Werner Velte.
Intensives Streichquartettspiel als Bratschist im Wahlquartett (1972 – 1980).
Zunächst festes Mitglied eines Opernorchesters (1973 – 1977, Badische Staatskapelle Karlsruhe), und seit 1977 Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters, begann 1977 seine freie Tätigkeit als Bratschist, Pädagoge, und vor allem als Komponist.
In Anerkennung seiner kompositorischen Arbeit wurde ihm 1983 das Niedersächsische Künstlerstipendium und 1984 das Niedersächsische Arbeitsstipendium verliehen. Das Letztere für die Komposition des Bratschenkonzerts opus 34 (xpt).
Nach Jahren der freien Mitarbeit in Orchestern von Hannover, Hamburg und Bremen lebt der Komponist heute in Kirchheim unter Teck. Bis zum Jahre 2019 war er als Bratschist Mitglied des Staatsorchesters Stuttgart.
Im Jahre 2021 umfasst das Werkverzeichnis von Xaver Paul Thoma über einhundertneunzig Werknummern: Kammermusik, Vokalmusik, Orchesterwerke, Instrumental-Konzerte und einige musiktheatralische Werke, zum Beispiel die Oper „Draussen vor der Tür“ nach Wolfgang Borchert (UA 1994 – 1996 in Hannover, Neuinszenierung in Leipzig 1995 – 1998), sowie das abendfüllende Ballett „Kafka“, UA 1997 Staatsoper Hannover.
Neben vielen anderen Auftragswerken – zum Beispiel für Dresden, Freiburg, Augsburg – erhielt Xaver Paul Thoma zur 400-Jahrfeier des Württembergischen Staatsorchesters Stuttgart zwei Aufträge: die Hölderlin-Fragmente (UA 1994 mit Wolfgang Bünten, Tenor – Michael Gielen als Dirigent) und das Joachim Schall gewidmete Violinkonzert „…wie ein zerrissen Saitenspiel“, dessen UA unter dem Dirigat von Philippe Auguin 1995 stattfand.
Nach der Beschäftigung mit Franz Kafka (Ballett 1997) entsteht über zehn Jahre später mit dem Opernprojekt „Milena“ ein weiteres Werk, das inhaltlich eng mit der Person Franz Kafkas verbunden ist.
In den letzten Jahren entstanden zwei Kammermusikwerke für den Oboisten Ivan Danko (Musik für Oboe, Viola und Klavier Op. 167 xpt und Trio Nr. 2 für Oboe, Viola und Violoncello Opus 174 xpt). Eine neue Transkription beschäftigte sich mit Robert Schumann und dessen Auseinandersetzung mit Joh. Seb. Bach (6 Fugen über B.A.C.H. für Pedalflügel op. 60). Die doppelchörig gestaltete Partitur (Opus 176 xpt) ist für neun Streichinstrumente gesetzt (zwei Streichquartette mit Kontrabass).
Nach einer Sinfonietta für großes Kammerensemble (Opus 177 xpt) entstanden für den Cellisten Francis Gouton im Jahre 2014 das 2. Konzert für Violoncello und großes Orchester (Op. 178 xpt, UA 18./19.1.2015, Liederhalle Stuttgart) und im Jahre 2015 als kammermusikalischer Nachklang das Solostück „Herbst, Schatten, Erinnerung, Stille“ (Op. 181 xpt, UA 3.12.2015, MuHo Trossingen), das in seinem Beginn die Atmosphäre der verklingenden Schlusstakte des Cellokonzertes in Erinnerung ruft. 2017/18 entstand als Kompositionsauftrag der Staatsoper Stuttgart „425 Jahre Staatsorchester Stuttgart“ die III. Kammersymphonie Op. 186 (xpt) für 18 SpielerInnen.
Ihre Uraufführung fand am 23. Mai 2018 im der Liederhalle Stuttgart statt.
Stand: Januar 2021