Komponist / Autor: Michael G. Fischer (1773-1829)
Titel: Klavierquartett Opus 6
Besetzung: Klavier, Violine, Viola und Violoncello
Ausgabe Art: Klavierpartitur und Streicher-Stimmen
Ausgabe: revidierte Neuausgabe / NEW EDITION
Dauer: ca. 42 Min.
Veröffentlicht: 2022
Seitenzahl / Format: 49 S. (Partitur) / 23,1x 30,3 cm / geheftet
Sprache: deutsch
Verlag: IKURO Edition
Bestell-Nr.: IKURO 200223
32,00 € *
* inkl. gesetzlicher MwSt.
Michael Gotthard Fischer (1773 - 1829) Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Opus 6 Revidierte Neuausgabe (2021)
Die in Zusammenarbeit mit der PARNASSUS AKADEMIE entstandene und nun vorliegende, revidierte Neuausgabe des Klavierquartetts von Michael Gotthard Fischer basiert auf dem im Jahre 1804 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig gedruckten Stimmensatz.
Bei genauerem Studium fanden sich in diesem Erstdruck zahlreiche Ungenauigkeiten in Bezug auf Phrasierung, Artikulation und dynamische Angaben. Zusammen mit der PARNASSUS AKADEMIE wurden viele Details für die Neuausgabe behutsam und mit Sorgfalt angepasst, ergänzt und/oder geändert. Fehlende Vorzeichen, sowie andere Flüchtigkeitsfehler wurden ebenfalls korrigiert.
Weitere ergänzende Anregungen des Herausgebers stehen in [ eckigen ] Klammern.
Eine Einspielung der revidierten Neufassung liegt vor von der PARNASSUS AKADEMIE Stuttgart (Künstlerische Leitung: Michael Groß). Die Bestellnummer der CD bei MDG lautet: MDG 6032221-2.
Roland Heuer Stuttgart, im November 2021
Michael Gotthard Fischer
Geboren wird Fischer am 3. Juni 1773 in Alach bei Erfurt. Sein Lehrer in Erfurt ist Johann Christian Kittel, Organist an der dortigen Predigerkirche und einer der letzten Schüler Johann Sebastian Bachs. Bevor Fischer 1809 Kittels Nachfolge antritt, ernennt ihn der kunstsinnige Freiherr von Dalberg bereits um 1796 zum Organisten an der Erfurter Barfüßerkirche und zum Leiter der städtischen Winterkonzerte. Schon als Schüler hat Fischer für das dort angesiedelte Orchester Werke arrangiert, einstudiert und auch mit eigenen Kompositionen anspruchsvolle Konzertprogramme zusammengestellt.
Er wird daraufhin zum Konzertmeister des Orchesters und gilt als verheißungsvoller Komponist der Stadt. 1799 veröffentlicht er sein Opus 1, zwei Streichquartette, 1802 eine »Grande Sonate« für Klavier, 1803 eine Sinfonie für großes Orchester, 1804 das hier vorliegende Klavierquartett F-Dur op. 6, wiederum ein Jahr später ein Fagottkonzert, gefolgt 1806 von einem Streichquintett und 1808 von einem Doppelkonzert für Klarinette, Oboe und Orchester. Eine Sonate für Klavier zu vier Händen folgt im Jahr 1810.
Diese beachtliche Bilanz eines zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alten Mannes hatte es allerdings schon damals schwer, beachtet und angemessen gewürdigt zu werden. In der »Jenaischen allgemeinen Literatur-Zeitung« wird Fischer im Jahr 1813 als ein Komponist bezeichnet, »den die Natur mit keinem sich ganz vorzüglich auszeichnenden Genie begabt hat«.Jedoch versucht der Rezensent – und zwar just am Beispiel des Klavierquartetts op. 6 –, einen differenzierten Blick auf Fischers Werk zu werfen: Hier finde man »harmonische Behandlung des Satzes, ein Ineinandergreifen der harmonischen Theile, und eine Haltung und Durchführung der einmal gefassten Hauptideen«, sodass jeder Kenner wünschen müsse, derlei Kompositionen würden nicht weiterhin »so sehr übersehen (…), weil die Namen ihrer Verfasser nicht auf jeder Seite der Musikkatalogen zu finden sind«.
Gewidmet hat Fischer sein »Quartetto pour le Pianoforte avec accompagnement de Violon, Alto et Violoncelle« der Königin Luise von Preußen – und nicht nur das dürfte ein Hinweis sein auf den Ehrgeiz des Komponisten. Zwar wurde die Gattung Klavierquartett um 1785 mit zwei Meisterwerken von Mozart und drei Klavierquartetten von Beethoven begründet, sie war aber trotz Nachfolgewerken von Franz Danzi, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Ferdinand Ries oder Carl Maria von Weber noch lange nicht als Kammermusikgattung etabliert. Spielraum für Erfindungsreichtum im Umgang mit der reizvollen Kombination von konzertierendem Klavier und als eigenständige Gruppe hinzutretendem Streichtrio gab es also noch genug.
Und Fischer weiß dieses relative Neuland mit einer eigenen Handschrift zu füllen: Nach einer Largo-Einleitung voll inniger Melodielinien verströmt auch der Beginn des Kopfsatzes unerwarteten Lyrismus. Nicht kernig-markant, sondern tänzerisch-leicht, auftaktig und im Dreiviertel-Takt beginnt das Allegro in der Anmutung eines Menuetts – eine Referenz an die Widmungsträgerin des Werks? Wie in allen drei Sätzen hebt das Klavier alleine an, bittet zum Tanz. Dann gesellt sich das Streichtrio dazu, mit gezupften Bässen im Violoncello und sogleich einem Viola-Einsatz im Kanon. Mit scharfer Punktierung wird dem Tänzeln und Tändeln dann jedoch Einhalt geboten – zunächst vom Klavier, wogegen die Streicher sanft opponieren, sodann umgekehrt von diesen, während jetzt das Klavier anmutig erwidert. Die Vorstellung eines imaginären Theaters stellt sich ein – auch dann, wenn Fischer in der Durchführung des Kopfsatzes eine Schein- Reprise in D-Dur inszeniert, die die Violine nach g-Moll lenkt und in der Folge ein munteres Modulieren durch die Tonarten beginnt. Mit einem Versatzstück des Solokonzerts – der überraschenden Andeutung einer Solokadenz – folgt nachgerade augenzwinkernd die Rückführung in die Reprise.
Rafael Rennicke (Auszug aus dem Booklettext zur CD der PARNASSUS AKADEMIE)